Die Europäische Zentralbank hat am 4. Juni 2014 die Senkung der Einlagezinsen für Banken auf Minus 0,1 Prozent bekannt gegeben. Sie ist damit die erste größere Zentralbank der Welt, die diesen Schritt geht. Das Medienecho darauf ist überwiegend negativ gewesen. "Enteignung der Sparer" und viele andere publikumswirksame Schlagzeilen wurden veröffentlicht. Die Wirkungen hält Bundesbankpräsident Weidmann für überschaubar. Der Euro-Kurs gab etwas nach. Das ist für die Exportwirtschaft gut. Der Deutsche Aktienindex stieg nach der Zinsentscheidug. Die Geschäftsbanken verlagerten kurze Zeit nach der Bekanntgabe einen Teil der Einlagen. Die Frage ist natürlich, wohin? Da es sich nur um einige Milliarden Euro handelt, hat es europaweit allerdings kaum Auswirkungen.
Für den Chiemgauer ist der 4. Juni eine kleine Sensation, denn bisher haben Experten der Zentralbank das "Schwundgeld" im Chiemgau immer belächelt. Nun fangen sie selbst an, dieses einzuführen. Man fühlt sich erinnert an die Mathematiker im 18 Jahrhundert, die umfängliche Traktate mit etlichen Argumenten gegen die Nutzung von negativen Zahlen in der Mathematik geschrieben haben. Öffentlich wurde sogar die Förderung des Dunklen und Bösen befürchtet, wenn sich negative Zahlen verbreiten würden. Heute sind negative Zahlen eine Selbstverständlichkeit und jedes Kind lernt die Verwendung in der Schule. Ähnlich wird es mit dem Negativzins sein: erst Anfang des 20. Jahrhunderts tot geschwiegen, dann bei Einführung des Chiemgauers und anderer Regiogelder belächelt, zwischendurch heftig bekämpft wie in Wörgl 1932 und so langsam findet die Theorie von Silvio Gesell Anerkennung.
So freut es die Chiemgauer, dass das Wall Street Journal Deutschland am 19. Mai 2014 den Chiemgauer als Vorbild für die Notenbankpolitik der Europäischen Zentralbank bezeichnete.