Freitag, 31. Oktober 2008

Nobelpreisträger Krugman: USA in der Liquiditätsfalle

In der heutigen Ausgabe der International Herald Tribune schreibt der frisch gebackene Nobelpreisträger Paul Krugman, dass nach den neuesten Zahlen die USA in einer Liquiditätsfalle stecken. Ein Fachbegriff aus der Ökonomie, der besagt, dass trotz vermehrter Bereitstellung von billigem Geld keine positiven Impulse auf die Wirtschaft mehr ausgehen. Die Liquidität liegt auf Girokonten, Tagesgeldkonten, Festgeldkonten oder sogar daheim unter der Matratze. Das Geld fließt nicht in sinnvolle langfristige Investitionen und auch nicht in den Konsum. Die Preise fallen und die Menschen warten ab, ob die Waren nicht nächsten Monat billiger werden. Warum heute einen Chevrolet mit 50% Rabatt kaufen, wenn es morgen 55% Rabatt gibt? Die Geldpolitik der US-Zentralbank versagt und steht nun vor dem gleichen Problem wie die Zentralbank Japans. Obwohl die Zinsen bei 1% bzw. bei 0,3 % liegen, passiert nichts.


Paul Krugman empfiehlt dem Staat, sich stärker zu verschulden und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das hieße für den nächsten Präsidenten Barack Obama noch mehr Schulden zu machen als der Rekordhalter George W. Bush. Sollte er wirklich diesen Ratschlag befolgen?


Die Idee, dass der Staat mit schuldenfinanzierten Investitionen und Ausgaben einspringen soll, wenn die Wirtschaft in den Abschwung gerät, wird auf John Maynard Keynes zurückgeführt. Liest man in seinem 1934 erschienenen Buch „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“, findet man tatsächlich diesen Vorschlag. Gemeint hat Keynes, dass der Staat in schlechten Zeiten Schulden macht, um in guten Zeiten die Schulden zurück zu zahlen. Die letzten 20 Jahre waren überwiegend gute Jahre und trotzdem haben sich die Staaten immer mehr verschuldet. Es ist längst klar, dass kein größerer Staat seine Schulden jemals zurückzahlen wird. Im EU-Vertrag wurde eine Verschuldungsgrenze von 60% des Bruttosozialprodukts festgelegt. Das heißt, dass ein Staat nicht mehr als 60% des Bruttosozialprodukts an Schulden aufnehmen darf. Eine durchaus sinnvolle Begrenzung, die gewährleistet, dass die EU sich nicht überschuldet und dadurch die Währung in Gefahr gerät. Im EU-Durchschnitt liegen wir derzeit bereits bei 67% und das nach einer insgesamt gesehen stetigen Aufwärtsentwicklung in der Wirtschaftsleistung. Ob John Maynard Keynes diese Art von Schuldenmachen gemeint hat? Was passiert, wenn die Wirtschaft die Grenzen des Wachstums erreicht und auf dem Niveau verharrt, das es erreicht hat? Wie sieht Keynes die Lösung?


Keynes war ein kluger Kopf und daher tut man ihm unrecht, ihn auf das Instrument der Staatsverschuldung zu reduzieren. Ein zweiter Blick in die Originalliteratur bringt uns weiter: Keynes hat sich ausführlich mit dem Vorschlag Silvio Gesells auseinandergesetzt, das Geld mit einer Liquiditätsabgabe auszustatten. So wie es beim Chiemgauer der Fall ist. Im vierteljährlichen Rhythmus verliert der Chiemgauer zwei Prozent an Wert. Die Liquidität liegt nicht herum, sondern bleibt ständig in Bewegung. Der Chiemgauer ist dreimal schneller unterwegs wie der Euro. Kein Chiemgauer-Verwender hält das Regiogeld zurück oder legt es kurzfristig an. Stattdessen wird regional konsumiert und es wird langfristig investiert zum Beispiel in die Genossenschaften Regios und RegioSTAR oder in das Priener Bürgersolarkraftwerk.


Der Hauptvorteil des umlaufgesicherten Geldes ist, dass sich keine Liquiditätsblasen aufbauen. Wenn nämlich das Geld in kurzfristgen Geldanlagen oder bar herumliegt, dann stagniert oder verschwindet Wirtschaftsleistung. Fähigkeiten und Talente bleiben ungenutzt. Dabei gäbe es genügend zu tun. Ökologisch sinnvolle Dinge zum Beispiel wie Häuser dämmen, Pellets-Heizungen einbauen, Solarkollektoren aufs Dach schrauben, Diesel-Autos auf regOel umrüsten und vieles mehr.


Während die große Politik die großen Banken rettet und unsere Steuergelder dem verbrannten Spekulationsgeld hinterherwirft, greifen wir zum Instrument der gemeinwohlorientierten und genossenschaftlichen Selbsthilfe. Hier in unserer Region Chiemgau geht es uns noch sehr gut und wird haben es in der Hand, dass es so bleibt.