Dienstag, 9. August 2011

Abwärts ohne Ende?

Kenneth Rogoff empfiehlt eine Inflation von 4 bis 6 Prozent, um die immensen Schulden abzubauen, die von den Staaten aufgetürmt wurden. Dieser Gedanke ist durchaus richtig: Man entwertet die Vermögen jährlich um 4 bis 6 Prozent, um wieder ein vertretbares Maß der Schulden und Zinszahlungen zur Wirtschaftsleistung des Landes zu bekommen.

Das Dumme ist nur, dass eine Inflation mit der heute üblichen Geldpolitik gar nicht so einfach und gezielt erzeugt werden kann. Was wir derzeit sehen ist eine Deflationierung der Finanzmärkte. Diese Deflation hat Rückwirkungen auf die Realmärkte. Die Notenbank und der Staat pumpen dann Geld in die Finanzmärkte und das Ganze inflationiert wieder. So einen Vorgang hatten wir zwischen 2008 und 2010 und nun scheint sich das Ganze zu wiederholen. Allerdings haben die Staaten und Notenbanken immer weniger "Munition" um das Aufblasen zu bewerkstelligen. Vor allem hat das Aufblasen der Märkte die Nebenwirkung, dass sich die Schulden der Staaten weiter auftürmen müssen. Da dreht sich das Ganze im Kreis.

Der bisherige Ausweg war das Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt. Auch da sind die Grenzen längst überschritten. Das Märchen vom nachhaltigen Wachstum funktioniert dabei sowieso nicht. Nachhaltig ist für die Erde ein Ressourcenverbrauch, der dem entspricht, was nachwächst. Um das zu erreichen, müssten wir den Ressourcenverbrauch um ein Drittel schrumpfen. Zugleich müssten die Ressourcen gleichmäßiger verteilt werden. Ergo stehen die westlichen Ökonomien vor der Notwendigkeit zu schrumpfen. Das passt aber überhaupt nicht zur vermeintlich notwendigen "Stabilisierung" der Finanzmärkte.

Nötig wäre ein ehrlicher Schuldenschnitt. Dieser müsste radikal sein, also eher im Verhältnis 5 zu 1 als 2 zu 1. Währungstechnisch bräuchte es eine Geldsteuer im Sinne eines Negativzinses und Finanzmarktsteuern. Ein Land, das mit einem Negativzins beginnen könnte, wäre die Schweiz. Durch den Run auf den Schweizer Franken (sFr) ist dieser unverhältnismäßig teuer geworden. Selbst ein Absenken der Zinsen auf 0 bis 0,25% verringert die Nachfrage nach sFr nicht.

Die Schweizer Zentralbank könnte mit einem Negativzins auf Guthaben bei der Notenbank beginnen, so wie das die schwedische Notenbank getan hat. Dann wären im nächsten Schritt die täglich fälligen Einlagen zu besteuern. Diese Maßnahmen wären noch im Detail auszuarbeiten, um den Schweizer Franken als "sicheren Hafen" unattraktiv zu machen. Dies würde das Wirtschaftsleben in der Schweiz wettbewerbsfähig halten.